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Muss Trump das Imperium abwickeln? | © 2025 Flux JS

Trumpowitsch? Warum Amerikas Gorbatschow vielleicht schon gewählt wurde

Der mächtigste Schuldner der Welt

Die Vereinigten Staaten stehen mit über 34 Billionen Dollar in der Kreide – eine Summe, die selbst für Supermachtverhältnisse gefährlich wird. Allein im Jahr 2023 wuchs der Schuldenberg um über 2 Billionen Dollar. Fast ein Drittel des US-Haushalts geht mittlerweile für Zinszahlungen drauf. Und das, obwohl der Dollar immer noch als globale Leitwährung gilt – noch. Denn der Petrodollar, jahrzehntelang das Rückgrat der amerikanischen Vormachtstellung, ist faktisch Geschichte. Länder wie China, Russland und sogar Saudi-Arabien beginnen, Rohstoffe zunehmend in Yuan oder anderen Währungen abzurechnen. Das schleichende Ende dieser Dollar-Dominanz macht Amerikas Schuldenproblem zu einem akuten Risiko. Der Markt wird nervös: Die Renditen zehnjähriger Staatsanleihen stiegen zuletzt auf über 4,5 Prozent – ein klares Misstrauenssignal. Kann ein Donald Trump in dieser Lage wirklich etwas retten, oder wird er nur das letzte Kapitel einleiten?

Zölle als letzte Verteidigungslinie

Trump hat es schon einmal versucht: mit Strafzöllen auf chinesische Produkte, Stahl, Aluminium. Und nun, im Wahlkampf 2024, kehrt er zu genau diesem Rezept zurück. Geplant ist ein pauschaler Zoll von 10 Prozent auf alle Importe – eine Art wirtschaftlicher Notwehrmaßnahme. Kritiker nennen es Protektionismus, Befürworter nennen es eine Reaktion auf den „wirtschaftlichen Angriff“ durch Länder wie China. Trump argumentiert: Ohne Gegenwehr wird die amerikanische Industrie erdrückt und der Dollar gleich mit. Denn wenn weniger Importe bezahlt werden müssen, sinkt die Abhängigkeit vom Ausland. Die Idee ist klar: Die Binnenwirtschaft stärken, den Außenwert des Dollars stabilisieren, das Handelsdefizit senken. Doch laut dem US Census Bureau lag dieses Defizit 2023 trotzdem bei über 773 Milliarden Dollar. Ob Zölle allein reichen, ist fraglich. Aber vielleicht bleibt gar keine andere Option mehr.

Die imperiale Erschöpfung

Amerika wirkt müde. Der militärische Anspruch ist ungebrochen, aber die wirtschaftliche Basis bröckelt. Immer mehr Länder schließen bilaterale Rohstoffabkommen – ohne den Dollar. Indiens Ölimporte aus Russland? In Rupien und Rubel. Chinas Goldkäufe? Auf Rekordniveau. Und die US-Notenbank? Sie kämpft gegen die Inflation mit Leitzinsen über 5 Prozent, während das Wachstum stagniert. Selbst IWF-Chefin Kristalina Georgiewa warnt inzwischen vor einer „Fragmentierung der Weltwirtschaft“, in der der Dollar nicht mehr unangefochten ist. In diesem Klima könnte Trump – ob er will oder nicht – zur Figur einer geopolitischen Umstrukturierung werden. So wie Gorbatschow den realen Zerfall einer Supermacht verwaltete, müsste Trump das wirtschaftliche Schrumpfen Amerikas gestalten. Ironie der Geschichte? Vielleicht. Oder einfach die Konsequenz jahrzehntelanger Schuldenpolitik ohne Korrektur.

Wirtschaftsnationalismus statt Globalisierungsfantasie

Die wirtschaftlichen Visionen, die einst mit „America First“ begannen, könnten in einem knallharten Rückbau des globalen US-Engagements enden. Weniger Handelsabkommen, weniger Auslandseinsätze, weniger Multilaterale – mehr Binnenmarkt, mehr Nationalstaat. Trump denkt nicht in geopolitischen Theorien, sondern in Deals. Aber vielleicht braucht Amerika jetzt genau das: einen Verhandler, nicht einen Weltpolizisten. Die Zahl der Jobs im verarbeitenden Gewerbe ist in den USA seit 2000 um rund 5 Millionen gefallen. Und während die Börsen neue Rekorde feiern, lebt fast jeder fünfte US-Bürger von staatlicher Unterstützung. Der Graben zwischen Finanzeliten und „Flyover America“ wächst. Wenn Trump diesen Graben nicht politisch zuschüttet, wird er ihn ökonomisch absperren müssen. Fragt sich nur, ob das reicht – oder zu spät kommt.

Fazit: Muss Trump das Imperium abwickeln?

Die Vorstellung, dass ausgerechnet Donald Trump der Totengräber einer Ära sein könnte, ist provokant – aber nicht mehr absurd. Wer die Schuldenkurve, die Handelsbilanz und das globale Vertrauen in den Dollar betrachtet, merkt schnell: Hier kippt etwas. Und vielleicht braucht es keinen Visionär, sondern einen Verwerter. So wie Gorbatschow nicht den Zerfall wollte, sondern ihn begleiten musste, könnte Trump das politische Gesicht eines wirtschaftlichen Rückzugs werden. Nur: Wird er der Mann sein, der den Karren in letzter Sekunde stoppt? Oder wird er nur derjenige sein, der das Scheitern verkauft wie ein Reality-TV-Finale? Die Geschichte schreibt sich gerade schneller, als Amerika Schulden machen kann.

Quellen:

 

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