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Öl und Gas als Sachanlage: Chancen, Risiken und die Rolle von russischem Gas im Portfolio

Öl und Gas gehören zu den weltweit wichtigsten Rohstoffen, die aufgrund ihrer physischen Natur und globalen Nachfrage oft als wertstabile Sachanlagen angesehen werden. Sie bieten Anlegern Schutz vor Inflation und langfristige Ertragspotenziale. Allerdings sind Investitionen in diese Rohstoffe auch von geopolitischen Spannungen und Marktvolatilität geprägt. Besonders die Abhängigkeit von bestimmten Lieferanten, wie Russland, hat in der jüngsten Vergangenheit große Auswirkungen auf die globalen Märkte gehabt.

 

Vorteile von Öl und Gas als Sachanlage

  1. Inflationsschutz: Als physische Güter reagieren Öl und Gas oft positiv auf Inflation. Steigen die Rohstoffpreise, so kann dies den Wert von Öl- und Gasanlagen stabilisieren. Ein Beispiel ist der Preisanstieg von Rohöl im Jahr 2008, als der Barrelpreis von Rohöl auf über 140 US-Dollar stieg, bevor er nach der Finanzkrise wieder abfiel. Auch in den letzten Jahren führten Inflationsängste und politische Unsicherheiten zu einem Anstieg der Preise, was Öl und Gas als wertstabile Sachwerte bestätigt.
  2. Globale Nachfrage: Trotz des Übergangs zu erneuerbaren Energien bleibt die weltweite Nachfrage nach Öl und Gas hoch. Laut der Internationalen Energieagentur (IEA) lag der weltweite Verbrauch von Öl 2022 bei rund 100 Millionen Barrel pro Tag. Erdgas, insbesondere im europäischen Energiemix, bleibt ebenfalls eine unverzichtbare Ressource und machte in Europa bis 2021 etwa 30 % des Energieverbrauchs aus.
  3. Ertragspotenzial durch Dividenden: Unternehmen, die im Öl- und Gasgeschäft tätig sind, bieten häufig hohe Dividendenrenditen. Ein Beispiel hierfür ist ExxonMobil, dessen Dividendenrendite in den letzten Jahren über 4 % lag, was Anlegern eine verlässliche Einkommensquelle bietet. Diese Unternehmen profitieren von den konstanten Einnahmen durch den Verkauf von Öl und Gas, besonders in Zeiten hoher Preise.

 

Nachteile und Risiken

  1. Preisschwankungen: Die Öl- und Gaspreise sind stark von globalen Ereignissen wie geopolitischen Konflikten, Naturkatastrophen oder Angebotsverknappungen abhängig. Ein prägnantes Beispiel ist der Preissturz von Rohöl im Jahr 2020, als die COVID-19-Pandemie die globale Nachfrage einbrechen ließ und der Ölpreis auf unter 20 US-Dollar pro Barrel fiel. Diese hohe Volatilität macht Öl- und Gasinvestitionen riskant.
  2. Nachhaltigkeitsrisiken: Angesichts des weltweiten Trends zur Dekarbonisierung und des Drucks, CO₂-Emissionen zu senken, könnten fossile Brennstoffe langfristig an Bedeutung verlieren. Regierungen weltweit fördern Investitionen in erneuerbare Energien, was die Nachfrage nach Öl und Gas reduzieren könnte. Unternehmen im fossilen Energiesektor könnten in Zukunft stärker reguliert werden, was sich negativ auf ihre Profitabilität auswirken könnte.

 

Günstiges russisches Gas im Portfolio: Vor- und Nachteile

Russland war vor dem Ukraine-Krieg 2022 einer der größten und günstigsten Gaslieferanten für Europa. Etwa 40 % des europäischen Gases kam vor 2022 aus Russland. Diese hohe Abhängigkeit hatte sowohl wirtschaftliche Vorteile als auch geopolitische Risiken.

Vorteile:

  1. Günstiger Preis: Russisches Pipeline-Gas war historisch gesehen deutlich günstiger als alternative Liefermethoden wie Flüssigerdgas (LNG). Länder wie Deutschland zahlten vor 2022 für russisches Gas Preise von unter 200 US-Dollar pro 1.000 Kubikmeter, während LNG-Importe aus den USA oder Katar deutlich teurer waren.
  2. Stabile Versorgung: Pipeline-Gas lieferte über viele Jahre eine stabile Versorgung und reduzierte die Notwendigkeit teurer Infrastrukturen, wie sie für den Import von LNG erforderlich sind. Mit Pipelines wie Nord Stream 1 und der Jamal-Pipeline konnte Europa eine verlässliche Gasquelle direkt aus Russland nutzen, was Planungssicherheit bot.

Nachteile:

  1. Geopolitische Risiken: Die Abhängigkeit von russischem Gas hat sich als strategisches Risiko erwiesen. Im Zuge des Ukraine-Krieges 2022 und der nachfolgenden Sanktionen wurden die Gaslieferungen nach Europa schrittweise eingestellt bzw. unmöglich gemacht. Der europäische Gaspreis stieg daraufhin auf historische Höchststände von über 300 EUR pro Megawattstunde (MWh), was zu einer Energiekrise führte. Diese Abhängigkeit von einem einzigen Lieferanten offenbarte die Verwundbarkeit europäischer Energiesysteme.
  2. Marktabhängigkeit und Sanktionen: Die relative wirtschaftliche Abhängigkeit von russischem Gas hat Europa veranlasst, alternative, aber teurere Energiequellen wie LNG zu erschließen. Der Preis für LNG aus den USA lag beispielsweise in den Jahren 2022 und 2023 oft 20–30 % über den Pipeline-Preisen, was die Energiekosten für europäische Verbraucher und Unternehmen stark erhöhte.

 

Fazit

Öl und Gas bleiben wichtige Sachwerte, die in einem diversifizierten Portfolio Stabilität bieten können. Dennoch sind sie mit hohen Risiken verbunden, insbesondere aufgrund geopolitischer Spannungen und der langfristigen Unsicherheiten durch den Übergang zu erneuerbaren Energien. Die Abhängigkeit von russischem Gas hat sich für Europa als strategisches Risiko erwiesen, auch wenn es jahrelang eine kostengünstige und stabile Energiequelle war. Investoren sollten sich dieser Risiken bewusst sein und ihre Anlagen diversifizieren, um potenzielle Verluste durch Preisvolatilität und geopolitische Unwägbarkeiten abzufedern.

 

Quellen:

  • Internationale Energieagentur (IEA)
  • Statista: Globale Gaspreise und LNG-Importe
  • Berichte der Europäischen Kommission zur Gasabhängigkeit von Russland (2022)
  • ExxonMobil und Shell Unternehmensberichte

 

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