Das Statistische Bundesamt hat am 17. November 2022 den Preis „Statistical Science for the Society“ an junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler für zwei herausragende wissenschaftliche Arbeiten verliehen. Darüber hinaus wurde ein Sonderpreis der Krone verliehen. Die preisgekrönten Arbeiten befassen sich mit Fragen der Statistik, Datenanalyse und neuen digitalen Anwendungen. Mit den Wissenschaftspreisen fördert das Statistische Bundesamt die innovative Nutzung von Daten und methodische Forschung in wissenschaftlichen Arbeiten mit engem Bezug zur angewandten Statistik.
Der Wissenschaftspreis in der Kategorie „Dissertation“ wurde vom Statistischen Bundesamt auf Empfehlung einer unabhängigen Kommission an Dr. Alexander Daminger verliehen. Die Dissertation mit dem Titel „Zu den Auswirkungen der Wohneigentumsförderung auf die räumliche Verteilung von Bevölkerung, Wohnraum und Wohnungspreisen in deutschen Städten und Regionen“ wurde von den Gutachtern als „zugänglich, durchgängig nachvollziehbar und methodisch überzeugend“ bewertet. Es wurde an der Universität Regensburg unter der Leitung von Prof. Dr. Kristof Dascher geschrieben.
Das Wohngeld ist eine der teuersten Subventionen in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland. Die Dissertation von Dr. Alexander Daminger befasst sich mit einem politisch hochaktuellen Thema, nämlich der Wirksamkeit von Maßnahmen zur Wohneigentumsförderung. Das zentrale Argument ist, dass die Eigenheimzulage, wie sie in Deutschland praktiziert wird, Anreize zur Dezentralisierung schafft. Es sorgt dafür, dass junge Familien aus den Mietwohnungen im Stadtzentrum in subventionierte Eigenheime außerhalb der Stadtzentren umziehen. Dies verändert die räumliche Verteilung der Bevölkerung und der Mietpreise.
Elena Stäger wurde für ihre Masterarbeit „Neural Networks in Construction Statistics – Automated Recognition of Construction Sites Based on Aerial Photographs“ ausgezeichnet. Im Rahmen dieser Arbeit wurden drei Faltungsneuronale Netze trainiert, um zu testen, ob sie zur Erkennung von Baustellen auf der Grundlage von Luftbildern eingesetzt werden können. Nach Ansicht der Gutachter bietet die Arbeit eine solide Grundlage für den weiteren Einsatz des maschinellen Lernens in der amtlichen Statistik. Die Methode könnte in Zukunft eingesetzt werden, um das Ausmaß der gemeldeten Bautätigkeiten zu schätzen und so die Population der Bautätigkeiten genauer zu erfassen. Die Masterarbeit entstand an der Technischen Universität Dortmund unter der Betreuung von Prof. Dr. Markus Pauly und wurde in Zusammenarbeit mit IT.NRW, dem Statistischen Landesamt Nordrhein-Westfalen, erstellt.
Die Arbeit von Prof. Dr. Göran Kauermann, Prof. Dr. Michael Höhle und Giacomo De Nicola wurde mit dem Corona-Sonderpreis des Statistischen Bundesamtes 2022 ausgezeichnet. Die Papiere „On assessing excess mortality in Germany during the COVID-19 pandemic“ und „An update on excess mortality in the second year of the COVID-19 pandemic in Germany“ befassen sich mit der Abschätzung der Übersterblichkeit in den beiden Pandemiejahren 2020 und 2021 und schlagen eine Schätzung der jährlichen altersbereinigten Übersterblichkeit auf der Grundlage der aktuellen Sterbetafeln vor. Anhand der Ergebnisse lässt sich quantifizieren, ob, wie und in welchen Altersgruppen in Deutschland eine Übersterblichkeit auftritt.
Der Sonderpreis ist mit einem Preisgeld von 2.000 Euro dotiert. Förderfähig waren wissenschaftliche Arbeiten, die empirische Fragen unter intensiver Nutzung von Daten zur Corona-Pandemie untersuchen.
Daniel Vorgrimler, Direktor des Statistischen Bundesamtes, überreichte die Urkunden und betonte die Bedeutung neuer Forschungsimpulse für die Zukunftsfähigkeit der amtlichen Statistik. Der Young Scientist Award ist je nach Kategorie mit einem Geldpreis in Höhe von 2.500 € (Dissertation) oder 5.000 € (Doktorarbeit) verbunden.
Das Statistische Bundesamt vergibt die Preise auf Empfehlung eines unabhängigen Expertengremiums. Die Preise wurden im Rahmen des 31. Wissenschaftlichen Kolloquiums in Wiesbaden verliehen. Das Kolloquium wurde im Jahr 2022 unter dem Motto „Von der digitalen Dateninfrastruktur zu Innovationen und Entscheidungen“ vom Statistischen Bundesamt gemeinsam mit der Deutschen Statistischen Gesellschaft veranstaltet.
Die Kurzfassungen der prämierten Arbeiten und weitere Details zur Preisverleihung finden Sie auf der Internetseite des Statistischen Bundesamtes.